
Wie wirtschaftlich ist das Stadthaus?
Die Wirtschaftlichkeit öffentlicher Bauvorhaben spielt eine zentrale Rolle.
Wie viele andere Kommunen steht auch die Stadt Paderborn vor der Notwendigkeit einer neuen und zukunftsfähigen Unterbringung der Stadtverwaltung einschließlich Bürgerservice. Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen entstehen Kosten, die den städtischen Haushalt belasten.
Dabei ist zwischen den einmaligen Auszahlungen für die zu tätigenden Investitionen und den laufenden Aufwendungen der einzelnen Haushaltsjahre zu unterscheiden.
Die Investitionssumme wurde durch das Gebäudemanagement der Stadt Paderborn sowie die beteiligten städtischen Ämter anhand des vorgesehenen Bauprogramms sowie auf Basis gängiger Kennwerte kalkuliert. Außerdem wird eine Preissteigerung von 5 % pro Jahr für die Dauer der Planungs- und Baumaßnahmen unterstellt.
Für das Gesamtprojekt Am Abdinghof ergeben sich folgende Eckdaten:
Maßnahme | Investition |
---|---|
Sanierung Am Abdinghof | 13,0 Mio. € |
Neubau am Marienplatz | 49,5 Mio € |
Gestaltung der Plätze (Stand Wettbewerb)
|
7,0 Mio. € |
Gesamtkosten | 69,5 Mio € |
Landesförderung | -14,0 Mio € |
Kreditaufnahme | 55,0 Mio € |
*Der Marienplatz ist gemäß Beschluss des Rates der Stadt Paderborn vom 30. Januar 2020 nicht Gegenstand des weiteren Verfahrens, damit werden sich Kosten und auch Fördermittel noch reduzieren.
Wie der Aufstellung zu entnehmen ist, würden die notwendigen Finanzmittel im Rahmen einer Kreditaufnahme bereitgestellt. Die Kondition für einen solchen Kredit sind derzeit besonders günstig, sodass mit einer angemessenen Zinsbelastung für den städtischen Haushalt zu rechnen wäre. Darüber hinaus ist die Inanspruchnahme von KfW-Mitteln vorgesehen.
Zinsen, Abschreibungen sowie Kosten für die laufende Unterhaltung von Gebäuden gehören zu den sogenannten Aufwendungen, also zu den Beträgen, die in jedem Jahr erneut aufzubringen sind. Sie belasten die städtische Ergebnisrechnung. Sie lassen sich auf Grund der üblicherweise nicht kalkulierbaren Zinssituation und vor dem Hintergrund möglicher Preissteigerungen lediglich abschätzen. Bei einem Kreditvolumen von 55,0 Mio. € und einem angenommenen Zinssatz von 1 % ergibt sich eine jährliche Mehrbelastung auf Grund von Zinsen und Abschreibungen von ca. 1,5 Mio. Euro.
Die zu Grunde liegende Berechnung ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen:
Jahr | Zinsen | Abschreibung / Sonderposten | Summe Aufwand |
---|---|---|---|
2020 | 0 | 0 | |
2021 | 21.000 € | 21.000 € | |
2022 | 73.000 € | 73.000 € | |
2023 | 209.000 € | 209.000 € | |
2024 | 358.000 € |
985.000 € |
1.343.000 € |
2025 | 494.000 € |
1.039.000 € |
1.533.000 € |
2026 | 535.000 € | 1.039.000 € | 1.574.000 € |
2027 | 527.000 € | 1.039.000 € | 1.566.000 € |
2028 | 518.000 € |
1.039.000 € |
1.556.000 € |
2029 | 509.000 € |
1.039.000 € |
1.548.000 € |
2030 | 499.000 € |
1.039.000 € |
1.538.000 € |
2031 | 490.000 € |
1.039.000 € |
1.529.000 € |
... |
Demgegenüber stehen Mehreinnahmen durch die Vermietung von Flächen und Einsparungen beim Energiebedarf sowie durch entfallende Mieten:
Einsparungen / Mehreinnahmen | Betrag |
---|---|
Mehreinnahmen Miete: | |
Café 300 m² | ca. 30.000 € / Jahr |
Einzelhandelsfläche 80 m² | ca. 10.000 € / Jahr |
Einsparungen Miete: | |
Kinderbibliothek | ca. 75.000 € / Jahr |
B.O.S.S.-Wache | ca. 30.000 € / Jahr |
Marienplatz 11b | ca. 55.000 € / Jahr |
Energiekoste-Einsparung: | ca. 100.000 € / Jahr |
Finanzeller Mehrwert gesamt | ca. 300.000 € / Jahr |
Reduziert man die jährlichen Kosten um den finanziellen Mehrwert des neuen Stadthauses, so verbleibt eine zusätzliche jährliche Belastung in Höhe von ca. 1,2 Mio. Euro. Das entspricht 0,2 % der städtischen Gesamtaufwendungen.
Die Unterbringung der Stadtverwaltung wird sich zukünftig an zwei großen Standorten konzentrieren, dem Standort „Am Hoppenhof“ sowie dem innerstädtischen Standort „Am Abdinghof“. Die Gebäude am Hoppenhof befinden sich nach erfolgtem Ankauf in städtischen Eigentum. Sie werden derzeit saniert und zukünftig in Gänze für die schwerpunktmäßige Unterbringung des Technischen Dezernates sowie des Sozial-Dezernates genutzt.
Betrachtet man beide Standorte gemeinsam, so werden dort zukünftig circa 920 Arbeitsplätze entstehen.
In der Vergangenheit wurden verschiedene Alternativen zur Unterbringung der Gesamtverwaltung diskutiert und auch berechnet. Dazu gehörten etwa ein Verwaltungsneubau an der Florianstraße im Jahr 2011 oder auch eine Kombination aus denkmalgeschützten Gebäuden der Alanbrooke-Kaserne mit Gebäudeteilen Am Abdinghof im Jahr 2014.
Vergleicht man diese Alternativen, so ist die geplante Unterbringung der Gesamtverwaltung hinsichtlich der zu tätigenden Investitionen bezogen auf die Fläche am wirtschaftlichsten:
Florian-Straße (2011) |
Alanbrooke und Abdinghof A und B (2014) |
Hoppenhof und Abdinghof (Bestand und Neubau) bei Fertigstellung |
|
---|---|---|---|
Investition | 73,5 Mio. € | 78,7 Mio. € | 87,0 Mio € |
Preissteigerung bei angenommenen 2 % pro Jahr bis 2019 |
13,6 Mio. € | 8,2 Mio. € | ./. |
Summe | 93,1 Mio. € | 86,9 Mio. € | 87,0 Mio. € |
Bruttogeschossfläche (BGF) | 35.0000 m² (inkl. Archiv) | 42.000 m² (inkl. Archiv) | 46.200 m² (excl. Archiv) |
Investition je qm BGF |
2.660 € | 2.069 € | 1.883 € |
Im Vorfeld der Beschlussfassung ist auch die Sanierung aller Am Abdinghof befindlichen Gebäudeteile geprüft worden. Diese wurde bereits frühzeitig als nicht wirtschaftlich verworfen.
Ein Gutachten der Fa. Lahmeyer Rhein-Main aus dem Jahre 2011 kommt bereits zu dem Ergebnis, dass eine Kernsanierung zwar geeignet wäre, die erheblichen technischen Mängel zu beheben. Die strukturellen und funktionalen Mängel der Gebäudeteile hin zum Marienplatz könnten aber nicht abgestellt werden. Beispielsweise bestünden die verwinkelten Treppenhäuser fort und es sei auf Grund von Höhenversprüngen keine Barrierefreiheit der Gebäudeteile realisierbar. Ferner könne aus technischen Gründen kein innovatives Energiekonzept im Passivhausstandard oder vergleichbar hergestellt werden.
Auf Grund sachverständig geschätzter Kosten für Bauunterhaltung, Energie- und Betriebskosten wäre eine Kernsanierung der bestehenden Gebäude zwar hinsichtlich der Investition günstiger, jedoch bezogen auf Lebensdauer betrachtet teurer. Funktionale und strukturelle Mängel der Gebäude könnten nicht abgestellt werden.
Städtebaulich würde die Möglichkeit der Reduzierung der Geschosse hin zur Straße Am Abdinghof eine erhebliche Aufwertung mit sich bringen.
Vor diesem Hintergrund hat der Rat in seiner Sitzung am 30.06.2016 beschlossen, die Gebäudeteile C und Ca – und damit die Teile, die sich entlang des Marienplatzes und der Straße „Am Abdinhgof“ erstrecken, zu überplanen und einer neuen Bebauung zuzuführen.
Einen wichtigen finanziellen Beitrag zu den Kosten des Gesamtprojekts leistet das Land Nordrhein-Westfalen durch die Gewährung von Geldmitteln für die Städtebauförderung. Deshalb sind die für den Bereich „Am Abdinghof“ vorgeschlagenen Maßnahmen Gegenstand eines so genannten Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Das gilt für die Plätze ebenso wie für das Gebäude, das eine Förderung auf Grund des innovativen Konzeptes für den Bürgerservice erhält.
Der aktuelle Fördersatz liegt bei 60 % der förderfähigen Kosten.
Insgesamt sind seitens des Landes Nordrhein-Westfalen Fördermittel für Plätze und Gebäude in Höhe von 14 Mio. Euro in Aussicht gestellt.
Die Erfahrung aus aktuellen Bauprojekten des Gebäudemanagements der Stadt Paderborn aber auch statistische Auswertungen zeigen, dass in den letzten Jahren eine erhebliche Baukostensteigerung zu verzeichnen war. Eine Änderung dieses Trends lässt sich derzeit nicht absehen.
Gründe für die gestiegenen Preise sind unter anderem die hohe Nachfrage nach Bauleistungen als Folge des Immobilienbooms und dadurch zum Teil Kapazitätsengpässe bei Baufirmen und Handwerkern.
Statistisch sind Baukostensteigerungen von bis zu 4 % pro Jahr als Maximalwert in den letzten Jahren zu verzeichnen. Zum Teil lagen diese auch darunter.
In die Kostenaufstellung für das Stadthaus-Projekt ist vor diesem Hintergrund eine Baukostensteigerung von 5 % für jedes Jahr bis zur geplanten Fertigstellung aufgenommen worden. Damit ist nicht nur die Frage der Baukostensteigerung grundsätzlich berücksichtigt. Es wird auch auf Basis der Erfahrungen der letzten Jahre ein Puffer vorgesehen.
Mit der Realisierung des Bauvorhabens entsprechend des Wettbewerbsergebnisses am Abdinghof könnten ca. 11.000 qm Neubaufläche entstehen. Darüber hinaus stünden in den sanierten Gebäudeteilen hin zum Abdinghof ca. 8.500 qm Fläche für die Unterbringung der Verwaltung zur Verfügung.
Die vorhandenen Flächen würden für die Unterbringung der im städtischen Raumkonzept formulierten Bedarfe genutzt. Diese Bedarfe wurden im städtischen raumkonzept ermittelt und entsprechen den Arbeitsstättenrichtlinien. Sie orientieren sich an der Anzahl der benötigten Arbeitsplätze und den besonderen Rahmenbedingungen bei der Aufgabenerledigung in einer Kommunalverwaltung. Dazu zählen insbesondere die Notwendigkeit für Verkehrsflächen und Aufenthaltszonen für Bürger*innen und auch die Gewährleistung des notwendigen Datenschutzes in allen Bereichen.
Im Neubau sind pro Arbeitsplatz ca. 12 qm pro Mitarbeiter im Einzelbüro vorgesehen, in Publikumsbereichen 18 qm. Für Doppelbüros werden ca. 20 qm geplant. Die Raumgrößen basieren auf den Regelungen der Arbeitsstättenrichtlinie und berücksichtigen die besonderen Bedarfe für eine öffentliche Büronutzung. In den Bestandsgebäuden werden die vorhandenen Strukturen genutzt und geben so die Raumgrößen vor.
Dort, wo es auf Grund der Aufgabenstellung möglich ist, werden Großraum- oder Mehrpersonenbüros genutzt. So etwa im Bürgerservice des Einwohneramtes, in den Bereichen Personal und Organisation oder auch im Finanzbereich.
Als Wettbewerbsgewinner hat sich das Konzept herausgestellt, das besonders ökonomisch mit den Flächen umgeht. Es zeichnet sich durch ein optimiertes Verkehrs- und Funktionsflächenkonzept aus, das ein gutes Verhältnis der Bruttogeschossfläche zur tatsächlichen Nutzfläche ermöglicht.
Das Stadthaus böte die Möglichkeit, flexibel auf zukünftige Veränderungen zu reagieren. Das ist Teil der Nachhaltigkeit des Gebäudes, die auch durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zertifiziert werden soll.
Mit den Standorten Am Abdinghof und Am Hoppenhof würden 46.200 qm Verwaltungsfläche für ca. 1.000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Die Stadt Paderborn investiert mit dem Stadthaus Paderborn und der zu Grunde liegenden Gesamtunterbringung der Verwaltung in die Zukunft der Stadt und der Verwaltung als wichtige Dienstleisterin der Bürgerinnen und Bürger. Die Aufwendungen sollen dem Bürgerservice, der Belebung der Innenstadt dienen und einen Beitrag zur angestrebten zukünftigen CO2-Neutralität des städtischen Gebäudebestands leisten.
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